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Ausgabe 11/2021

IN-Nachrichten

BGF-Forum 2021: Entschleunigung und Geschwindigkeitsrausch

Wie wir von einer neuen Zeitkultur profitieren können
 

Zeit wird zunehmend als ein knappes Gut empfunden. Sowohl im Arbeitsleben als auch im privaten Umfeld versuchen wir durch Zeitmanagement die Effizienz zu erhöhen oder über eine Optimierung der (Arbeits-)Organisation Zeitersparnisse zu erzielen. Davon versprechen wir uns Zeitgewinne, in der Hoffnung, sie dann anderweitig verplanen können, um letztendlich festzustellen, dass wir uns in einem Hamsterrad befinden: Die gefühlte Zeitnot nimmt kein Ende. Wir finden uns stets in der gleichen Situation wieder, so sehr wir uns auch bemühen, unsere Zeit optimal zu managen.

Zeitknappheit gilt als Nachweis für soziales Ansehen und gesellschaftliches Prestige. Diejenigen, die vermeintlich keine Zeit haben, gelten als gefragt und erfolgreich. Nach außen dokumentierte Zeitnot vermittelt den Eindruck, begehrt zu sein und zu den Leistungsträgern zu zählen. Hingegen werden diejenigen skeptisch beäugt, die Zeit im Überfluss zu haben scheinen oder einfach mal nichts tun. In Bus und Bahn finden sich z.B. kaum noch Mitfahrende, die ihren Blick nicht auf ihr Mobiltelefon gerichtet haben. Damit signalisieren sie permanente Beschäftigung und sind dauernd „auf Empfang“. Offensichtlich fällt es zunehmend schwer, den Blick einfach mal ruhen oder schweifen zu lassen.

In unserer rastlosen Gesellschaft gilt Geschwindigkeit oft als Synonym für Aktivität, Geschäftigkeit und Vorwärtsdrang. Langsamkeit hingegen wird häufig mit Trägheit, fehlender Performance oder Stillstand gleichgesetzt. Gerade im Arbeitsleben sehen wir uns ständiger Geschwindigkeit und Beschleunigung ausgesetzt. Mit der rasanten digitalen Entwicklung wurde eine neue Schwelle überschritten, die mit extremer Arbeitsverdichtung einhergeht. Dadurch, dass immer mehr Arbeitsvorgänge und -projekte parallel gestartet werden können, erhöhen sich zwangsläufig der Arbeitsdruck und der (Zeit-)Stress. Das belastet nicht nur die eigene Gesundheit - auch der Verbrauch unserer natürlichen Ressourcen, Experten sprechen hier von Reboundeffekten, wird durch diese selbst herbeigeführte Beschleunigung gesteigert.

Unser Umgang mit Zeit, unsere Zeitkultur, ist eine verkannte Stellschraube zur Gestaltung einer gesundheitsfördernden Arbeit und nachhaltigen Entwicklung, die wir den nachfolgenden Generationen schuldig sind. Zeit ist weit mehr als Uhrzeit.

Deshalb haben wir die Frage nach dem Umgang mit der Zeit in den Mittelpunkt unseres diesjährigen BGF-Forums gestellt. Was verstehen wir unter Zeit? Wie kommen wir zu mehr Zeitwohlstand? Wie lässt sich Zeit gestalten? Gibt es im Unternehmen Möglichkeiten, sich der Beschleunigungsfalle zu entziehen und gleichwohl wettbewerbsfähig zu bleiben? Können wir auch in der Entschleunigung produktiv bleiben?

Um diese Fragen zu beantworten, werden wir uns intensiv mit der Zeitvielfalt auseinandersetzen: mit Pausenzeiten, mit Schnelligkeit und Langsamkeit, mit Wartezeiten, Langeweile, Muße, u.v.m. Die daraus resultierenden Fragen wollen wir gemeinsam mit Ihnen diskutieren. Eingeladen haben wir hierzu einen Zeitexperten und -berater sowie ein bekanntes Unternehmen, das einen anderen Umgang mit der Zeit ausprobiert hat und über seine Erfahrungen damit berichten wird. Wir laden Sie herzlich ein: Nehmen Sie sich Zeit für die Zeit!

Veranstaltungsflyer herunterladen [PDF, 556 kB]

Anmeldung bis zum 15.11.2021

>> Jetzt zum BGF-Forum 2021 anmelden

 

 


Annika Wurster
M.Sc. Psychologie
Beraterin Betriebliches Gesundheitsmanagement

Tel. 0221 27180-147
E-Mail: annika.wursteraEPsoiCvpS7uA5zuhBTuwnbgf-institutde

Quellen:

Michaelsen, M. M., Graser, J., Onescheit, M., Tuma, M., Pieper, D., Werdecker, L. & Esch, T. (2021). iga.Report 45. Wirksamkeit von Achtsamkeitstechniken im Arbeitskontext. iga.

Kabat-Zinn, J. (2010). Gesund durch Meditation. Das große Buch der Selbstheilung (9. Aufl.). Fischer.

 

 

Tipps:

  • Feste Bewegungspausen einplanen und Erinnerungen für Pausen im Kalender einstellen
  • Bewusst Wege schaffen: Benötigte Arbeitsmittel in anderen Räumen lagern, um für mehr Bewegung zu sorgen
  • Mittagspause in Form eines Spazierganges

 

Im Kontext der Pandemie hat das BGF-Institut im letzten Jahr zielgerichtete BGF-Lösungen für Beschäftigte mit Home & Office Arbeitsplätzen entwickelt. Digitale Coachings wie ergo@work oder Ergodynamic Coaching sowie z.B. der Vortrag/Workshop "Bewegter (Arbeits-)alltag für Vielsitzer" zielen darauf ab, die Rückengesundheit, Eigenverantwortung und Gesundheitskompetenz der Mitarbeitenden zu stärken. Um dem Bewegungsmangel entgegenzuwirken, runden gemeinsame Bewegungsaktionen wie ein Schrittzählerwettbewerb sowie Kursangebote wie die Energietankstelle das Angebot ab.

Die Expert*innen des BGF-Instituts unterstützen Sie und Ihre Beschäftigten gerne auf dem Weg zu einem gesunden und bewegungsförderlichen Arbeitsumfeld. Sprechen Sie uns gerne an:


Timo Mentzel
M.A. Sportwissenschaften
M.A. Volkswirtschaftslehre
Berater Gesundheitsmanagement

Tel. 040 2390873-12
E-Mail: timo.mentzelaEPsoiCvpS7uA5zuhBTuwnbgf-institutde
 

Quellen:

Arbeitsunfähigkeitstage durch Rückenschmerzen: Grafik_des_Monats_April_2021.pdf (bgf-institut.de)

Aok.de, (2021). 10.000 Schritte am Tag – wie gesund ist das tägliche Gehen? Verfügbar unter: 10.000 Schritte am Tag – wie gesund ist das tägliche Gehen? (aok.de) [18.10.2021].

Hofmann, J., Piele, A. & Piele, C. (2020). Arbeiten in der Corona-Pandemie – Auf dem Weg zum new normal. Stuttgart: Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation. Verfügbar unter: https://benefit-bgm.de/wp-content/uploads/2020/08/Studie-Homeoffice_FRAUNHOFER-INSTITUT_IAO.pdf [18.10.2021].

IHK Berlin, (2020). Ergebnisse der Umfrage „Home Office – neue Normalität oder zurück zur Präsenzkultur. Verfügbar unter: umfrageergebnisse-home-office-08-2020-data.pdf (ihk-berlin.de) [18.10.2021].

Die A+A ist die weltweit wichtigste Messe rund um die Themen Arbeit und Gesundheit. Sie bietet Besucher*innen aller Branchen tiefe Einblicke in die Zukunft der Arbeit und alle Aspekte einer ganzheitlichen Präventionskultur.

A+A 2021 -- A+A - 26. bis 29. Oktober 2021 - Messe Düsseldorf (aplusa.de)

 

 

Das BGF-Institut hat die Charta der Vielfalt unterzeichnet.

Homeoffice: Chance für mehr Bewegung im Arbeitsalltag

Stress lass nach

Warum sich Achtsamkeitstrainings im Arbeitskontext lohnen – Ergebnisse aus dem iga.Report 45
 

Damit setzen wir uns zum Ziel, ein wertschätzendes Arbeitsumfeld für alle Mitarbeitenden zu schaffen – unabhängig von Alter, ethnischer Herkunft und Nationalität, Geschlecht und geschlechtlicher Identität, körperlichen und geistigen Fähigkeiten, Religion und Weltanschauung, sexueller Orientierung und sozialer Herkunft. Wir schaffen ein Klima des gegenseitigen Respekts und Vertrauens, erkennen die vielfältigen Potenziale unserer Mitarbeitenden an und fördern sie.

Nachdem im Pandemiejahr 2020 die Arbeitsunfähigkeitstage durch Rückenschmerzen einen neuen Höchststand erreicht haben, ist auch in diesem Jahr mit einem ähnlich hohen Niveau zu rechnen. Denn noch ist die Pandemie nicht überstanden und auch wenn für viele Arbeitsnehmer*innen die Rückkehr an den Arbeitsplatz im Büro begonnen hat, ist die Arbeit im Homeoffice für die meisten Beschäftigten nicht mehr wegzudenken. Eine Umfrage der IHK ergab, dass nahezu 50% der befragten Wirtschaftsvertreter*innen eine hybride Lösung beider Arbeitsformen plant. Etwa 25% gaben an, mehr Homeoffice-Zeiten als vor der Pandemie zu planen oder bereits umzusetzen (IHK Berlin, 2020).

Und warum auch nicht? Mehr Autonomie bei der Arbeitstaggestaltung, Ungestörtheit und die Zeitersparnis durch wegfallende Arbeitswege sind nur drei Vorteile, die das Homeoffice mit sich bringen kann. Die oft schlechtere ergonomische und technische Ausstattung zu Hause und der fehlende spontane Austausch mit Kolleg*innen werden dafür gerne in Kauf genommen (Hofmann, Piele & Piele, 2020, S. 8). Leider hat dies oft negative Folgen für die Rückengesundheit, denn: der Arbeitsweg, der möglicherweise sogar mit dem Fahrrad zurückgelegt wird, der Weg ins Nachbarbüro, zum Drucker oder zum gemeinsamen Mittagessen sind kurze, aber wichtige Bewegungseinheiten für Muskulatur und Gelenke der Wirbelsäule. Die 7-9 Stunden, die wir täglich durchschnittlich im Sitzen verbringen, werden im Homeoffice also seltener unterbrochen (aok.de). Dazu kommen die Folgen der Entgrenzung von Arbeit zu Hause: die Mittagspause wird häufig verkürzt und am Schreibtisch eingelegt und auch der Feierabend verschiebt sich oft nach hinten. 

Einige dieser für den Rücken negativen Aspekte könnten kompensiert werden, denn das Homeoffice bietet viel Potential für gezielte Bewegungseinheiten und Mobilisationsübungen. So ist die Hemmschwelle für eine Übungseinheit zwischendurch geringer, da man nicht im Büro unter Beobachtung ist, sondern im privaten häuslichen Umfeld. Es entsteht keine Ablenkung oder Schamgefühl durch „fragende Blicke“, die Konzentration kann ganz auf sich selbst gerichtet werden. Weiterhin steht im Homeoffice gegebenenfalls mehr Platz zur Verfügung als im Büro, meist ist auch ein Raumwechsel leichter möglich. Die generelle Gestaltung des „Office“ zu Hause spielt ebenfalls eine Rolle: Beispielsweise begünstigt das Sitzen auf einem Gymnastikball eine dynamische Sitzposition und bringt automatisch mehr Bewegung in die Haltung. Falls es die häusliche Raumsituation zulässt, kann ein umfunktioniertes Regal zu einem Steharbeitsplatz werden, der im Wechsel mit dem Schreibtisch genutzt wird. Längere Telefonate können dank Headset mit einem „Spaziergang“ durch die Wohnung verbunden werden. Natürlich ist im Homeoffice auch die Auswahl der möglichen Hilfsmittel größer: kleine Hanteln oder das Thera-Band haben schon vor Jahren Einzug in viele Haushalte gefunden und finden so vielleicht noch einmal den Weg aus der Schublade.

Zusammenfassend bringt das Homeoffice drei große Vorteile für mehr Bewegung im Arbeitsalltag mit sich:

  • Geplante Bewegungspausen zwischendurch unterstützen eine gesundheitsförderliche Tagesstruktur: sie senken das Risiko einer Entgrenzung durch eine vorherige Tagesplanung und sorgen für mehrere Sitzunterbrechungen, auch wenn vielleicht insgesamt manchmal etwas länger am Tag gearbeitet wird als geplant.
  • Die Möglichkeiten für mehr Bewegung im Arbeitsalltag sind im häuslichen Umfeld eher vorhanden als im Büro.
  • Gezielte Sitzunterbrechungen wirken sich positiv auf die physische und psychische Gesundheit aus: Mini-Pausen mit Bewegungs- oder Mobilisationseinheiten tun nicht nur Gutes für den Rücken, sondern fördern auch die Konzentration und erhalten die geistige Leistungsfähigkeit im Laufe des Arbeitstages.

Die Arbeitswelt ist schnelllebig geworden. Aufgaben werden immer komplexer, zeitliche und personelle Ressourcen werden knapper. Die Anforderungen an Beschäftigte und Führungskräfte steigen. Das kann schonmal dazu verleiten, möglichst viel parallel erledigen zu wollen. Doch Hand aufs Herz: wem gelingt das schon richtig gut? Den meisten Menschen unterlaufen dadurch mehr Fehler und die Leistungsfähigkeit nimmt ab. Ein wirkliches Ohr hat man nicht für Inhalte, die im Meeting besprochen werden, wenn man gleichzeitig Mails beantwortet.

Was wir in unserem hektischen Alltag gut gebrauchen können, ist mehr Achtsamkeit. Die „absichtsvolle Aufmerksamkeitslenkung auf den gegenwärtigen Moment ohne zu bewerten“ (Kabat-Zinn, 2010) wird mittlerweile von vielen Unternehmen als ein möglicher Umgang mit den Herausforderungen unserer heutigen Zeit angesehen.

Dass Achtsamkeits-Trainings für Beschäftigte durchaus wirksam sind, belegt der aktuelle iga.Report 45 - Wirksamkeit von Achtsamkeitstechniken im Arbeitskontext. Der Report analysierte insgesamt 105 Interventionsstudien zum Thema Achtsamkeit im Arbeitskontext. Das Ergebnis der Literaturrecherche: Achtsamkeitstrainings zeigen eine deutliche Wirkung auf Aspekte der psychischen Gesundheit. Insbesondere das Stresserleben der Beschäftigten konnte durch die Achtsamkeitstrainings stark gesenkt werden. Aber auch weitere Aspekte wie körperliche Gesundheitsparameter, das Wohlbefinden, die Erholungsfähigkeit oder Burnout wurden mit bestimmten Achtsamkeitstrainings positiv beeinflusst. Daneben zeigen viele weitere Studien, dass Achtsamkeitsprogramme sich auch positiv auf psychische Beschwerden, Depressionen, körperliche Erkrankungen, Arbeitszufriedenheit und Arbeitsleistung auswirken.

Was können Unternehmen also tun, um sich diese positiven Effekte zunutze zu machen? Achtsamkeitstrainings können im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements angeboten werden und z.B. durch externe Experten durchgeführt werden. Besonders effektiv scheinen die Trainings laut iga.Report zu sein, wenn sie in Gruppen stattfinden (S. 51). Weitere wichtige Voraussetzungen für erfolgreiche und wirksame Achtsamkeitstrainings sind aus Sicht von Expert*innen die Freiwilligkeit der Teilnahme, die Vertraulichkeit innerhalb der Trainingsgruppe und dass die Trainings von Führungskräften unterstützt werden (S. 71 ff).

Nach Einschätzung der befragten Expert*innen im iga.Report wird Achtsamkeit in Betrieben aufgrund der „VUCA-Welt“ und Digitalisierung vermutlich zu einer notwendigen Standard-Fähigkeit. Dabei muss Achtsamkeit nicht nur im Sinne der Gesundheitsförderung betrachtet werden. Auch eine Verbesserung der Unternehmenskultur und der Anstoß von Innovationen wird von den Expert*innen durch eine achtsame Haltung im Arbeitskontext angenommen (S. 74).

Spätestens seit der Corona-Pandemie stellt sich für viele die Frage: Präsenz oder online? Der Report zeigt ähnliche Effekte beim Vergleich von digitalen mit analogen Achtsamkeits-Angeboten (S. 50). So könnte man beispielsweise zunächst ein digitales Online-Seminar und im Anschluss ein ganztägiges Präsenz-Seminar für besonders interessierte Beschäftigte anbieten.

Sie haben Interesse daran, das Thema Achtsamkeit in Ihrem Unternehmen zu etablieren? Mit unseren Angeboten zum Thema „Kraftquelle Achtsamkeit“ unterstützen wir Sie gerne dabei:

  • Online-Seminar Kraftquelle Achtsamkeit (90 Minuten)
  • Tagesseminar Kraftquelle Achtsamkeit (in Präsenz, Dauer 7 Stunden)
  • Mini-Achtsamkeitspausen „Achtsame Auszeit im Arbeitsalltag“ (online, 5 Termine à 5-10 Minuten)

 

 

BGF-Institut auf der A+A in Düsseldorf

Vom 25.-29. Oktober 2021 war das BGF-Institut der AOK Rheinland/Hamburg in Zusammenarbeit mit der AOK NordWest auf der A+A vertreten.

Unsere Angebote rund um das Thema Betriebliche Gesundheitsförderung sind auf großes Interesse gestoßen – wir danken Ihnen für Ihren Besuch!

Sprechen Sie uns gerne an, wenn Sie das Thema Gesundheit in Ihrem Unternehmen etablieren oder vertiefen möchten – gerne unterstützen wir Sie mit passgenauen Angeboten zur betrieblichen Gesundheitsförderung in Ihrem Betrieb.  

 
Institut für BGF GmbH

Tel. 0221 27180-0
E-Mail: infoaEPsoiCvpS7uA5zuhBTuwnbgf-institutde