Ausgabe 6/2025
IN-Nachrichten
Hyperaktiv, unkonzentriert, ablenkbar..? Die Symptome von ADHS können komplex und vielfältig sein. Ein sehr persönlicher Beitrag zum Thema ADHS gibt uns in diesem Monat spannende Einblicke in mögliche Herausforderungen, aber auch besondere Stärken von ADHS im Arbeitsalltag.
Knapp 12% der Erwachsenen in Deutschland sind aktuell an Typ-2-Diabetes erkrankt - die gute Nachricht ist: viele Risikofaktoren können wir durch einen gesunden Lebensstil positiv beeinflussen – lesen Sie hier, wie Sie selbst aktiv werden können. Außerdem im Juni: Wie gelingt ein gutes betriebliches Miteinander, wenn „Boomer“ und „Gen Z“ aufeinandertreffen und welche Rolle spielen dabei die Führungskräfte in Unternehmen?
Frauengesundheit in der Arbeitswelt – Fokus Wechseljahre ist das Thema des neuen AOK Online-Seminars am 07.07.25 - melden Sie sich gerne an!
ADHS in der Arbeitswelt – von Chancen und Risiken
Um die Diagnose AD(H)S (in der Folge nur „ADHS“) ranken sich viele Mythen, Halbwahrheiten und Vorurteile. Diese belasten Betroffene oft zusätzlich, haben einen negativen Einfluss auf ihr Selbstbild und erhöhen das Risiko bestimmter psychischer Störungen, vor allem von Depressionen und Angststörungen (Stockreiter et. al., 2024). Dieser Artikel soll:
- Überblickswissen zur ADHS-Diagnose bereitstellen
- Mit gängigen Mythen und Vorurteilen aufräumen
- Konsequenzen für Unternehmen und Beschäftigte aufzeigen
- Besondere Potenziale aufzeigen, die ADHS mit sich bringt
- Spannende weiterführende Links zum Thema bereitstellen
Was ist ADHS?
In der Fachdiagnostik ist ADHS als „ein durchgehendes Muster von Unaufmerksamkeit und/oder Hyperaktivität-Impulsivität, welches Funktionsniveau und/oder Entwicklung beeinträchtigt.“ beschrieben (APA, 2015). Genauer lassen sich zwei zentrale Symptome ableiten, welche unabhängig von Trotz oder aufsässigem Verhalten auftreten. Hier ein kurzer Auszug dieser komplexen Symptombilder:
- Unaufmerksamkeit, welche sich (u.a.) in vermehrten Flüchtigkeitsfehlern, Schwierigkeiten beim Zuhören (z.B. bei längeren Vorträgen), sowie der kompletten Bearbeitung (monotoner) Aufgaben, erhöhter Vergesslichkeit, verstärkter Ablenkbarkeit durch äußere Reize und häufigeres Verlieren relevanter Gegenstände äußert.
- Hyperaktivität und Impulsivität, welche sich unter anderem in Schwierigkeiten beim Stillsitzen oder der ruhigen Selbstbeschäftigung sowie im Unterbrechen anderer oder einem Gefühl innerer Unruhe manifestieren. Dabei kann nur ein Kriterium zutreffen oder auch beide und es gibt starke Unterschiede in der Schwere der Symptome.
ADHS ist also ein kompliziertes und chronisches Mischbild verschiedener Symptome, welche in sehr unterschiedlich starken Ausprägungen vorkommen. Als Betroffene/-r ist man zudem nicht mit ADHS gleichzusetzen, „man hat“ vielmehr ADHS. Es ist wichtig, ADHS sowie jegliche Diagnose vor dem Hintergrund der Persönlichkeit, der Ressourcen und der Vorerfahrungen zu sehen, um ein Verhalten einordnen zu können.

Ein paar Vorurteile und Mythen zum Thema und deren Einordnung
„Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom heißt, dass Leute zu wenig Aufmerksamkeit bekommen haben und diese jetzt suchen“
Diese Annahme ist nicht nur falsch, sondern auch stigmatisierend. Sie vermischt psychologische Alltagsbegriffe mit einer neurobiologischen Störung.
ADHS ist keine Folge von Vernachlässigung, sondern hat eine genetische und neurobiologische Basis. Zwar können belastende Umwelteinflüsse die Ausprägung begünstigen, sie sind aber nicht der Auslöser. Zudem wollen viele Betroffene gerade nicht auffallen – sie empfinden impulsives Verhalten oder emotionale Überreaktionen selbst als belastend.
„ADHS ist eine reine Kinderkrankheit“
Diese Aussage ist falsch. Die Symptome verändern sich mit dem Alter, verschwinden aber meist nicht (vollständig). Die Prävalenz wird bei Kindern auf 5,7 % und bei Erwachsenen auf 3,4 % geschätzt (Stockreiter, 2024). Aufgrund von Lern- und Anpassungsprozessen äußert sich ADHS bei Erwachsenen oft verdeckter - etwa durch chronische Unruhe, Zeitmanagementprobleme oder emotionale Reizbarkeit.
„ADHSler/-innen müssen sich nur mal zusammenreißen“
Diese Aussage ignoriert gesicherte neurobiologische Grundlagen (Romanos & Jans, 2014):
- Erblichkeitsstudien schätzen die Erblichkeit von ADHS auf 80%. Das bedeutet, dass circa 80 % des „abweichenden Verhaltens“ genetisch erklärt wird.
- ADHS ist im Hirn sichtbar: Betroffene zeigen strukturelle Abweichungen in symptomrelevanten Bereichen des Hirns.
- Hormonelle Gründe: Es zeigen sich veränderte Konzentrationen bestimmter Neurotransmitter (also Hormone im Nervensystem), insbesondere Dopamin, Serotonin und Noradrenalin.
- ADHS und Umwelteinflüsse: Schadstoffe (vor allem Nikotin und Alkohol) sowie starker mütterlicher Stress in der Schwangerschaft erhöhen ebenfalls das Risiko für ADHS.
Zu fordern, ein/-e ADHS-Betroffene/-r „soll sich einfach konzentrieren“ ist vergleichbar mit der Forderung, ein/-e Asthmatiker/-in solle einfach normal atmen. Natürlich übernehmen Menschen mit ADHS Verantwortung – aber unter anderen Startbedingungen. Einige ADHS-typische Verhaltensweisen sind für Nichtbetroffene sicherlich manchmal anstrengend. Menschen mit ADHS ist das bewusst (für diese ist das übrigens auch anstrengend) und sie versuchen, ihr Verhalten zu regulieren. Genau diese Regulierung fällt ihnen aber gerade in einem bestimmten Umfeld oder bestimmten Situationen deutlich schwerer als Menschen ohne ADHS.
Eine gute Selbstkenntnis und passende Bewältigungsstrategien sind hilfreich. So wie ein/-e Asthmatiker/-in nicht rauchen sollte, sollten auch ADHS-Betroffene gewisse Verhaltensweisen meiden und andere ausführen. Und so wie ein/-e Asthmatiker/-in an einem Luftkurort besser atmen kann, können ADHSler/-innen in bestimmten Arbeitswelten ihre Potenziale besser nutzen und ihren Defiziten besser begegnen.
Ist ADHS nur schlecht?
Ich bin selbst von ADHS betroffen und würde mein ADHS nicht abgeben. Denn neben dem Umstand, dass ich meine bunte Gefühlswelt oft mag und meine Impulsivität mich häufiger auf gute Ideen als in Teufels Küche bringt, kann ich durch diese Diagnose manche Sachen auch besser als andere. Und damit bin ich nicht alleine.
Hotte-Meunier et. al (2024) haben unterschiedliche Studien zum Thema „Risiken und Chancen von ADHS am Arbeitsplatz“ ausgewertet und neben den Herausforderungen auch Chancen und gefunden:
Chancen von ADHS
- ADHSler/-innen waren bereit, sich gerade bei komplexen Aufgaben stark zu engagieren, da hieraus Selbstbestätigung gezogen wurde, zudem zeigten sie eine ausgeprägte Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen.
- Es zeigte sich eine stark ausgeprägte Flexibilität im Umgang mit Veränderungen am Arbeitsplatz oder Arbeitsplatzverlust.
- Betroffene hatten besonders gute Fähigkeiten zum Multitasking und zeigten viel Kreativität beim Finden neuer Lösungswege.
- Wenn ein Thema von hohem Interesse oder akuter Relevanz (wie Deadlines oder Krisen) auftrat, konnten Betroffene oft eine extreme Fokussierung auf dieses Thema aufbringen.
- Betroffene zeigten eine überdurchschnittlich hohe emotionale Intelligenz und Achtsamkeit für Mitmenschen.
Zudem konnten die Forscher drei Kernelemente in Arbeitsrealitäten finden, welche die Chancen von Menschen mit ADHS fördern und mögliche Defizite abmildern können.
- Wie bei allen Mitarbeitenden sollte für gute Arbeitsergebnisse eine gute Mensch-Umwelt Passung vorliegen. Wenn ADHS-Betroffene am Ball bleiben sollen, gilt im Grunde „Langeweile ist selten gut“. Also viel Autonomie, wechselnde Aufgaben, aktives Lernen. Dies passt gut zur aktuellen „VUCA-Welt“.
- Arbeitsplatzanpassungen wie Rückzugmöglichkeiten und Pausen in langen Meetings. Und elektronische Helfer wie integrierte To-Do-Listen, Sticky Notes, Checklisten, Rechtschreibprüfprogramme, Noise Cancelling-Kopfhörer.
- Soziale Unterstützung durch Kolleginnen und Kollegen wie Akzeptanz, Ermutigung, Hilfe durch Erinnerung. Im Grunde also das, was ein gesundes soziales Umfeld am Arbeitsplatz ausmacht.
Ein paar weiterführende Links
Einen humorvollen Blick auf die Herausforderungen im Umgang mit der Diagnose in weniger als einer Minute finden Sie hier.
Hier geht es zu einem kurzen, bündigen Film, der die Perspektive einiger Betroffener sowie von Expertinnen und Experten darstellt.
Hier geht es zum ADHS-Programm der AOK für Eltern von betroffenen Kindern.
Ihr Kontakt im BGF-Institut

Stephan Hübner
M.Sc. Psychologie
Berater Gesundheitsmanagement
Tel.: +49 152 01566474
E-Mail: stephan.huebner bgf-institutde
Quellen:
ADHS und ADS | Ganzheitlich Fit und Heil. (n.d.). https://www.fitundheil.ch/adhs/ (abgerufen am 05.05.2025)
American Psychiatric Association. (2015). Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen: DSM-5 (H.-U. Wittchen & F. Petermann, Hrsg., 5. Aufl., Übers.). Hogrefe.
Hotte-Meunier, A., Sarraf, L., Bougeard, A., Bernier, F., Voyer, C., Deng, J., El Asmar, S., Stamate, A., Corbière, M., Villotti, P., & Sauvé, G. (2024). Strengths and challenges to embrace attention-deficit/hyperactivity disorder in employment—A systematic review. Neurodiversity, 2, 1–13. https://doi.org/10.1177/27546330241287655
Romanos, M., & Jans, T. (2014). ADHS – an der Nahtstelle von Medizin und Pädagogik. Lernen und Lernstörungen, 3(2), 117–132. https://doi.org/10.1024/2235-0977/a000060
Stockreiter, D., Reuss, F., Holzgreve, F. et al. Die Aufmerksamkeitsdefizit /Hyperaktivitätsstörung (ADHS) am Arbeitsplatz. Zbl Arbeitsmed 74, 234–240 (2024). https://doi.org/10.1007/s40664-024-00534-3
Diabetes Typ 2 vorbeugen: So können Sie aktiv werden

Diabetes mellitus, oft als „Zuckerkrankheit“ bezeichnet, umfasst Stoffwechselstörungen, bei denen der Körper den Blutzuckerspiegel nicht mehr effektiv regulieren kann. Die Ursache liegt entweder in einer unzureichenden Insulinproduktion oder in einer verminderten Wirksamkeit von Insulin, das in der Bauchspeicheldrüse produziert wird. Das Hormon Insulin sorgt dafür, dass Glukose aus dem Blut in die Zellen gelangt, um dort Energie bereitzustellen.
Man unterscheidet zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes. Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die Insulinproduktion komplett ausfällt und die oft schon im Kindes- oder Jugendalter auftritt. Typ-2-Diabetes hingegen ist meist auf einen ungesunden Lebensstil zurückzuführen. Hierbei wird entweder zu wenig Insulin freigesetzt oder das Hormon kann seine Wirkung nicht mehr entfalten. Eine gesunde Lebensweise kann Typ-2-Diabetes vorbeugen.
In Deutschland sind aktuell etwa 11 bis 12 Prozent der Erwachsenen (rund 9,1 Millionen Menschen) an Typ-2-Diabetes erkrankt. Jährlich kommen etwa 450.000 Neuerkrankungen hinzu. Täglich wird bei ca. 500 Menschen ein Diabetes neu diagnostiziert. Schätzungsweise 20 % der Erwachsenen in Deutschland weisen einen Prädiabetes auf.
Diabetes kann die Lebenserwartung um etwa sechs Jahre verkürzen – Grund genug, die eigene Gesundheit aktiv in die Hand zu nehmen. Während Faktoren wie genetische Veranlagung und das Alter (über 45 Jahre) nicht beeinflussbar sind, können Sie viele andere Risikofaktoren durch Ihren Lebensstil positiv beeinflussen. Besonders wichtig sind dabei ausreichend Bewegung, Stressreduktion und eine bewusste Ernährung.
Tipps zur Diabetes Typ 2 Vorbeugung:
Übergewicht ist einer der Hauptrisikofaktoren für Typ-2-Diabetes. Eine langfristige Umstellung der Ernährung kann dabei helfen, Gewicht zu reduzieren und den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Der Fokus sollte auf einer ausgewogenen, ballaststoffreichen Ernährung liegen. Folgende Empfehlungen helfen Ihnen dabei:
- Gemüse und Obst: Verzehren Sie täglich mindestens drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst.
- Vollkornprodukte bevorzugen: Greifen Sie zu Vollkornbrot, Vollkornnudeln und anderen Produkten aus Vollkorn.
- Hülsenfrüchte: Bauen Sie Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen oder Kichererbsen in Ihren Speiseplan ein. Hülsenfrüchte liefern hochwertiges pflanzliches Eiweiß.
- Alkohol in Maßen genießen
- Versteckte tierische Fette meiden: Setzen Sie auf mageres Fleisch wie Geflügel und fettarme Milchprodukte.
- Softdrinks vermeiden: Trinken Sie lieber Wasser, stark verdünnte Saftschorlen (3:1) oder ungesüßten Tee.
- Bewegung: Planen Sie täglich mindestens 30 Minuten körperliche Aktivität ein.
- Schlaf: Achten Sie auf sechs bis sieben Stunden Schlaf pro Nacht.
- Stressmanagement: Reduzieren Sie Stress und bauen Sie ihn regelmäßig ab, beispielsweise durch Sport oder Entspannungsübungen.
- Blutdruckkontrolle: Halten Sie Ihren Blutdruck im Normalbereich
- Nichtrauchen: Vermeiden Sie Tabakkonsum – dies senkt das Risiko um 30 bis 50 Prozent.
- Pflanzliche Kost bevorzugen: Studien zeigen, dass pflanzliche Ernährung vorbeugend gegen Typ-2-Diabetes wirken kann.
Mit diesen Tipps können Sie einen wichtigen Beitrag zur Prävention von Diabetes leisten und Ihre Gesundheit langfristig stärken!
Unser Gesundheits-Check für Ihre Vorsorge
Sie möchten Ihre Gesundheit überprüfen? Unser Gesundheitscheck im Rahmen des Gesundheitstags bietet Ihnen die Möglichkeit, wichtige Gesundheitsparameter wie Blutzucker, HbA1c (Langzeitblutzucker) Gesamt-Cholesterin, Blutdruck, Puls und Taillenumfang zu messen. Eine frühzeitige Kontrolle hilft, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und gezielte Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Bitte beachten Sie, dass dieses Angebot ausschließlich in den Regionen Rheinland und Hamburg verfügbar und kostenpflichtig ist. Im Rheinland und in Hamburg kann sich die AOK Rheinland/Hamburg ggf. an den Kosten beteiligen.

Dorothea Jansen
Diätassistentin EB/DGE
Beraterin Gesundheitsmanagement
Tel. +49 152 01526957
E-Mail: dorothea.jansen bgf-institutde
Generationenvielfalt am Arbeitsplatz – Chancen und Herausforderungen
Arbeitswelt im Wandel: alles bleibt anders

Die Redewendung „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ wird Menschen, die ihre Ausbildung bis in die 1980er Jahre absolviert haben, sicherlich bekannt vorkommen. Ganz anders sieht es heute aus: Azubis von 2025 werden damit vermutlich überhaupt nichts anfangen können.
In Zeiten des aktuellen Fachkräftemangels umwerben Arbeitgeber potenzielle
Bewerber/-innen mit flachen Hierarchien, Teilzeitoptionen, Homeoffice, Sabbatical oder Betrieblichem Gesundheitsmanagement. Kurz: Die Arbeitswelt hat sich in den letzten 30 Jahren grundlegend verändert. Sie ist geprägt von technologischem Fortschritt, gesellschaftlichen Entwicklungen und dem demografischen Wandel. Gleichzeitig waren Weiterentwicklung und Veränderung schon immer Teil beruflicher Realität, ansonsten würden die Menschen heute noch immer an (mindestens) sechs Tagen in der Woche unter teils gefährlichen Bedingungen arbeiten. Was sich heute jedoch besonders zeigt: Menschen bringen zunehmend klare Vorstellungen davon mit, wie sie arbeiten wollen – sei es in Bezug auf Mitgestaltung, Sinn, Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben oder berufliche Entwicklung.
Bis zum Ende dieses Jahrzehnts wird eine große Gruppe von Arbeitnehmer/-innen in Rente gehen, gleichzeitig rückt keine entsprechend hohe Zahl an Arbeitskräften nach. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels stehen Unternehmen also vor einer doppelten Herausforderung: Zum einen wird qualifiziertes Personal knapper, zum anderen arbeiten heute Menschen verschiedenster Altersgruppen zusammen – mit unterschiedlichen Erfahrungen, Hintergründen und Perspektiven. Diese Vielfalt birgt Chancen, stellt aber auch hohe Anforderungen an das Miteinander. Umso wichtiger ist es, sich Gedanken darüber zu machen, wie alle Beschäftigten, gleich welchen Alters, gut miteinander arbeiten können.
Lebensphasen statt Generationenklischees
Es ist verlockend, auf einfache Erklärungsmuster wie Generationenbegriffe zurückzugreifen. Doch Labels wie „Boomer“ oder „Gen Z“ sagen oft wenig über einzelne Personen aus und fördern eher Missverständnisse als Verständigung. Stattdessen lohnt sich der Blick auf die Lebensphase, in der sich jemand gerade befindet. Denn diese hat großen Einfluss darauf, welche Themen im (Arbeits-)leben für sie oder ihn Priorität haben. Bei Menschen, die ganz am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn stehen, kann das Bedürfnis nach Lernen, Orientierung oder Flexibilität zentral sein. Später rücken häufig Entwicklung, Verantwortung oder Vereinbarkeit mit familiären Aufgaben in den Fokus. Gegen Ende des Erwerbslebens stehen oft Fragen der Weitergabe von Wissen oder der Balance zwischen Leistungsfähigkeit und Arbeitsumfang im Raum.
Dabei ist es nicht nur das Lebensalter, das Erwartungen und Selbstverständnis im Arbeitskontext prägt. Auch der gesellschaftliche Rahmen hat sich über die Zeit hinweg verändert. In früheren Jahrzehnten waren längere Arbeitszeiten üblich, Hierarchien klarer und das Machtverhältnis zwischen Arbeitgeber und Beschäftigten stärker zugunsten der Unternehmen ausgeprägt. Heute hat sich das Verständnis von Zusammenarbeit und Einflussnahme vielerorts stark verändert. Hierarchien spielen eine weniger große Rolle, Teamwork, lebenslanges Lernen und die persönliche Weiterentwicklung nicht nur im Beruf sind für viele Menschen wichtiger geworden.
Was Unternehmen tun können
Arbeitgeber, die sowohl die Lebensphasen ihrer Mitarbeitenden als auch gesellschaftlich geprägte Erwartungshaltungen von Beschäftigten im Blick behalten, schaffen Strukturen, die Entwicklung ermöglichen und gleichzeitig individuelle Bedürfnisse berücksichtigen. Dazu zählen etwa:
- flexible Arbeitszeitmodelle für verschiedene Lebenssituationen
- bedarfsgerechte Weiterbildungsangebote
- Maßnahmen zur Gesundheitsförderung entlang des Berufslebens
- Gespräche über individuelle Perspektiven und Unterstützungsbedarf
Darüber hinaus braucht es gezielte Maßnahmen, um das Miteinander zwischen Mitarbeitenden unterschiedlicher Altersgruppen zu fördern. Formate wie Mentoring oder Reverse Mentoring ermöglichen den Austausch in beide Richtungen. Altersgemischte Teams oder generationenübergreifende Tandems fördern Dialog und Verständnis und stärken die Zusammenarbeit.
Zusammenarbeit gestalten – Führung als Schlüssel
Gute Zusammenarbeit entsteht nicht von selbst – sie braucht Raum, Aufmerksamkeit und gezielte Förderung. Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle: Sie gestalten Rahmenbedingungen, in denen Vielfalt nicht trennt, sondern verbindet. Dazu gehört es, den Dialog im Team aktiv zu fördern, gemeinsame Werte zu entwickeln und konstruktiv mit Unterschieden umzugehen.
Wenn unterschiedliche Sichtweisen aufeinandertreffen, kann Neues entstehen. Entscheidend ist, sich nicht hinter vermeintlichen Generationenmerkmalen zu verstecken, sondern sich wirklich füreinander zu interessieren.
Unser Impuls: Lebensphasen verstehen, Potenziale entfalten
Hier setzt unser Impulsvortrag Generationen verbinden – Wenn Erfahrung auf frischen Wind trifft an: Wir laden dazu ein, den eigenen Blick auf die unterschiedlichen Generationen zu hinterfragen, mögliche Vorurteile und Zuschreibungen zu erkennen und den Fokus auf das zu richten, was Menschen am Arbeitsplatz eint. Wir regen an, über diese Fragen nachzudenken: Wie lassen sich Angebote gestalten, die verschiedene Bedürfnisse aufgreifen? Wie gelingt eine Zusammenarbeit, in der sich Menschen mit ihren jeweiligen Erfahrungen, Stärken und Sichtweisen einbringen können? Und was kann jede/-r Einzelne tun, um ein gutes Miteinander von Menschen unterschiedlicher Altersgruppen erfolgreich zu gestalten? Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.

Olivia Bishop
M.Sc. Psychologie
Beraterin Gesundheitsmanagement
Tel. +49 162 1068299
E-Mail: olivia.bishop bgf-institutde
Literatur:
Costanza, D. P., Badger, J. M., Fraser, R. L., Severt, J. B. & Gade, P. A.(2012). Generational Differences in Work-Related Attitudes: A Meta-analysis. Journal of Business and Psychology, vol. 27, 375-394.
Schnetzer, S., Hampel, K. & Hurrelmann, K. (2023). Jugend in Deutschland – Trendstudie 2023 mit Generationenvergleich. Kempten: Datajockey Verlag.
Schröder, M. (2018). Der Generationen-Mythos. KZfSS Köln Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, vol. 70, 469-494.
AOK Online-Seminar
Frauengesundheit in der Arbeitswelt – Fokus Wechseljahre

10.07.2025 • 10:00 – 11:30 Uhr
Auch Arbeitgeber wissen oft nicht genug über Frauengesundheit und die gesundheitlichen Aspekte der verschiedenen Lebensphasen. Ein Fokusthema sind die Wechseljahre.
Erfahren Sie, was Frauen in dieser Lebensphase am Arbeitsplatz helfen könnte.
Das Online-Seminar setzt den Fokus auf eine lebensphasenorientierte Personalführung und wendet sich an alle, die im Unternehmen mit dem Thema Gesundheit betraut sind.
Es gibt einen tieferen Einblick in die Lebensphase der Wechseljahre mit ihren Chancen und Herausforderungen. Das Seminar dient dem Wissensaufbau und sensibilisiert für mögliche Auswirkungen der Wechseljahre im Arbeitskontext. Darüber hinaus werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie es gelingt, ein unterstützendes Arbeitsumfeld zu gestalten.
Folgende Fragen werden im Rahmen des Online-Seminars beantwortet:
- Warum sind die Wechseljahre ein wichtiges Thema?
- Was bedeutet es, in den Wechseljahren zu sein?
- Welche möglichen Handlungsfelder gibt es für Arbeitgeber?
- Wie kann ein Unternehmen die Mitarbeiterinnen unterstützen?
Referentinnen:
Anke Ruthenberg: Dipl.-Sozialpädagogin, Referentin und Coach für das Thema Wechseljahre
Sandra Goal: B.Sc. Angewandte Psychologie, Spezialistin BGM der AOK
Die Teilnahme am Online-Seminar ist kostenfrei.
Hier geht es zur Anmeldung:
Frauengesundheit in der Arbeitswelt – Fokus Wechseljahre | AOK-Arbeitgeberservice