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Ausgabe 12/2019

IN-Nachrichten

Digital, agil, komplex… Changeprozesse gesund gestalten

Rückblick auf das BGF-Forum

Die grundlegenden Veränderungen der Arbeitswelt 4.0 stellen Unternehmen vor stetig neue Herausforderungen. Immer wieder müssen Entscheidungen getroffen und Strukturen und Prozesse neu gedacht werden.  Um wettbewerbsfähig zu bleiben, heißt es am Puls der Zeit zu sein. Der eine Changeprozess ist noch nicht abgeschlossen, da folgt auch schon der nächste. Doch wieviel Veränderungen vertragen wir? Und wie können Changeprozesse gesund gestaltet werden?

Genau diesen komplexen Fragen widmeten sich in packenden Vorträgen und praxisnahen Workshops Top Speaker, Wissenschaftler und Experten aus der Betrieblichen Gesundheitsförderung beim diesjährigen Forum des BGF-Instituts in der Motorworld Köln.

Unter dem Motto „Digital, agil, komplex…Changeprozesse gesund gestalten“ folgten rund 200 Gäste am 27.11.2019 der Einladung des Instituts für Betriebliche Gesundheitsförderung auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Butzweilerhof.

Eröffnet wurde die Veranstaltung durch den Stv. Vorstandsvorsitzenden Rolf Buchwitz: „Im Zeitalter der digitalen Revolution sehen wir uns Veränderungen gegenüber, die in ihrer Dimension bislang einzigartig sind und die Welt wie nie zuvor verändern werden.“ Er betonte die rasende Geschwindigkeit, mit der Transformationen stattfinden und die Relevanz, die Mitarbeitenden dabei aktiv einzubeziehen. Ein erfolgreicher Changeprozess müsse gesund gestaltet sein. Denn im Mittelpunkt der neu entstehenden Arbeitswelt stehe nicht die Technik, sondern der Mensch.

Andreas Schmidt, Geschäftsführer des BGF-Instituts, äußerte sich positiv über die vielen Möglichkeiten der neuen digitalen Kommunikationsformen. Gleichzeitig betonte er aber auch die Grenzen, die es im digitalen Zeitalter zu berücksichtigen gelte und stellte grundsätzliche Fragen zur Diskussion: Wie reagiert unser Gehirn auf die neuen Herausforderungen? Welche Auswirkungen haben diese auf unsere psychische Gesundheit? Und was lässt sich daraus für die Gestaltung der Arbeit und die Führung ableiten? Damit gelang ihm der perfekte Übergang zur Einstimmung auf die mitreißenden Vorträge der beiden Keynote Speaker.

„Es geht in der digitalen Arbeitswelt nicht nur um das Verändern, sondern auch um das Bewahren“, betonte Frau Prof. Dr. Rump, Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability an der Hochschule Ludwigshafen. Kollege Roboter und Algorithmus würden ganze Arbeitsfelder und -prozesse umgestalten – einige Arbeitsgebiete sollen ganz wegfallen. Das schüre Unsicherheit bei den Mitarbeitenden und gehe zu Lasten ihrer Gesundheit. Sie aktiv in den laufenden Changeprozess zu involvieren und über Schwierigkeiten sowie Erfolge zu kommunizieren, fördere hingegen Vertrauen in Führung und Management.  Wichtig seien außerdem tatsächlich vorgelebte Werte im Unternehmen, da sie Sicherheit geben und Orientierung schaffen, so die Professorin.

Für den Erfolg eines Changeprozesses ist es entscheidend, die Passung der Mitarbeiter/-innen hinsichtlich der Transformation im Fokus zu haben, so der Neurobiologe Prof. Dr. Dr. Roth in seinem Vortrag über Veränderungen aus Sicht der Hirnforschung.

Stimmen die Persönlichkeiten und Kompetenzen der Mitarbeitenden mit den Anforderungen des Change überein? Entscheider sollten diese Frage während des Prozesses stets im Blick behalten. Der Direktor des Roth-Instituts machte deutlich, dass die unbewussten Anteile unserer Persönlichkeit bei Verhaltensänderungen und Entscheidungen den Ton angeben und Verstand und Vernunft nachrangig sind. Warum ist das so? Evolutionsbiologische Prozesse unserer Persönlichkeitsentwicklung scheinen dafür verantwortlich zu sein. Demnach müssen Mitarbeiter und Führungskräfte in Changeprozessen nicht nur kognitiv begreifen, sondern insbesondere auch auf der emotionalen Ebene erfahren, welche Vorteile sie aus der Veränderung ziehen können.

Am Nachmittag stand im Workshop von Dr. Jens Förster das Sinnerleben in der Arbeitswelt im Mittelpunkt. Der Direktor des Systemischen Instituts für Positive Psychologie nutzte dabei das Bild einer Kugel, die sich aus drei Schichten zusammensetzt, dem WHY (Sinn und Zweck des Unternehmens), dem WHAT (Arbeitsaufgaben und -inhalte) und dem HOW (Abläufe und Organisation). Hierbei stand die Frage nach der Identifikation des Einzelnen mit dem WHY des Unternehmens im Mittelpunkt. In einer praktischen Kleingruppenübung konnten sich die Teilnehmenden hinsichtlich ihrer persönlichen sinnstiftenden Werte im Beruf begrifflich einordnen und sich in freier Assoziation dazu austauschen.

Im Workshop „Führungskräfte als Change Agents – Zukunftswerkstatt: Mein Chef 4.0“, widmeten sich die Besucher des Forums der spannenden Frage, welche Fähigkeiten Vorgesetzte als Change-Agents in Veränderungsprozessen mitbringen sollten, um im Change die Mitarbeiter erfolgreich zu führen.  Sie müssten „große Ohren“ haben und viel stärker als früher die Stärken ihrer Beschäftigten kennen und erfragen. Sozialkompetenz und Mut seien ebenfalls wichtige Skills, um beispielsweise Aufgaben in Teams abgeben zu können oder Formate für Innovationen zu schaffen, so Christine Spanke, Workshop-Leiterin und Dipl. Psychologin am BGF-Institut.

Und welche Bewältigungsstrategien benötigen die Mitarbeiter im Restrukturierungsprozess? Mit dieser Fragestellung beschäftigten sich die Teilnehmenden im Workshop von Ida Ott, Beraterin für Betriebliches Gesundheitsmanagement am BGF-Institut.

Sie fanden heraus, dass Mitarbeitende eine wichtige Schlüsselfunktion im Change einnehmen. Sorgen und Unsicherheiten seien „normale Gefühle“ bei Veränderungsprozessen. Denn sie sind wichtige Mittler für Unternehmen und insbesondere Führungskräfte, wenn es um die Bedürfnisse der Belegschaft in den verschiedenen Phasen der Veränderung geht. Wenn Führungskräfte achtsam gegenüber diesen Empfindungen sind, kann der Change gelingen.

Maren Lorth von Mi[de] Mittelstand denken gab in ihrer Arbeitsgruppe „Change live erleben“ einen Einblick in praxisnahe Change-Situationen, wobei die Teilnehmenden in einer Übung ein Gefühl dafür bekamen, wie sich ein Changeprozess in der Praxis anfühlt.

Über praktische Erfahrungen in Veränderungsprozessen wurde auch in der Abschlussrunde, moderiert durch Julia Kropf, auf dem Podium diskutiert. Mit dabei waren Tim Gerold, Unternehmensbereichsleiter bei der AOK Rheinland Hamburg, Andreas Schmidt und Maren Lorth. Tim Gerold, welcher bei der AOK derzeit selbst einen großen Veränderungsprozess durchläuft, hebt die Partizipation der Mitarbeiter hervor, um Angst vor Kontrollverlust zu vermeiden. Fairness spiele ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Rolle, so Schmidt: „Die Mitarbeiter haben ein feines Näschen dafür, ob es bei den Veränderungen fair zugeht.“

Was für ein inspirierender Tag mit herausragenden Gästen! Unter begeistertem Applaus ging das BGF-Forum 2019 erfolgreich zu Ende.

Sie befinden sich gerade selbst in einem Changeprozess und möchten Ihre Fähigkeiten hierbei erweitern? Wir beraten Sie gerne und unverbindlich zu unseren Angeboten der Betrieblichen Gesundheitsförderung, beispielsweise zum Umgang mit Veränderung oder Seminaren zur Positiven Psychologie.
Sprechen Sie uns an:

 
BGF-Institut GmbH

Tel. 0221 27180-0
E-Mail: infoaEPsoiCvpS7uA5zuhBTuwnbgf-institutde

Achtsamkeit: Ziele mit Fokus und Gelassenheit erreichen

Wer kennt es nicht: Das Gefühl, keine Zeit zu haben oder die bedrückende Anbahnung der Überforderung?
Heutzutage ist unsere Arbeitswelt, aber auch das private Leben bestimmt von Informationsflut, Arbeitsverdichtung und permanenten Veränderungen.

Eine Methode, die helfen kann, mit diesen Belastungen besser umzugehen, ist das Praktizieren von Achtsamkeit. Die Idee dahinter stammt aus dem Buddhismus und beschreibt ein Leben im Hier und Jetzt, im vollen Bewusstsein der eigenen Gefühle, Gedanken und Handlungen. Ein kognitiver Geisteszustand, der gleichzeitig eine Art Lebensstil werden kann.

Einen regelrechten Achtsamkeitsboom hat das Anti-Stress-Programm "Mindfulness based stress reduction (MBSR)" (Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion) in den 1970er Jahren ausgelöst.  Der Begründer Jon Kabat-Zinn hat dabei eine Kombination aus Achtsamkeitsübungen und Ansätzen aus Psychologie und Stressforschung integriert.

Achtsamkeit ist heute als Methode zur Bewältigung von Stress anerkannt. Zahlreiche Studien belegen die Wirksamkeit von MBSR: Bei diversen physischen und psychischen Erkrankungen wirkt das Programm gesundheitsfördernd und kann zu höherer Lebensqualität beitragen. Auch bei gesunden Menschen kann Achtsamkeit in Form von Meditationsübungen zu einem bewussteren Lebensgefühl und zu einem besseren Umgang mit Stress beitragen.

Gerade im Beruf sind heute ständige Erreichbarkeit und Arbeitsverdichtung die Regel. Das Praktizieren von Achtsamkeit verhilft zu mehr Ruhe, Gelassenheit und Konzentration, um Arbeitsaufgaben bewusster und fokussierter erfüllen zu können.

Im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements bietet das Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung sowohl einen Kurzvortrag als Einstieg ins Thema als auch einen zweistündigen Workshop zum Thema Achtsamkeit an. Außerdem gibt die Erlebnis-Ausstellung „Expo Achtsamkeit“ mit praktischen Mini-Achtsamkeitsübungen und zahlreichen Anregungen für den Alltag die Gelegenheit, sich spielerisch und unverbindlich mit dem Thema vertraut zu machen.

Sie haben Interesse? Christine Spanke berät Sie gern:


Christine Spanke
Dipl.-Psychologin
Teamleiterin Psychologie
Tel. 0221 27180-109
E-Mail: christine.spankeaEPsoiCvpS7uA5zuhBTuwnbgf-institutde

Präsentismus - präsenter denn je?!

Bessere Gesundheitsversorgung, Prävention sowie die zunehmende Umsetzung von Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung sind Interventionen, die krankheitsbedingten Fehlzeiten entgegenwirken und einen wichtigen Beitrag zum betrieblichen Gesundheitsgeschehen leisten. Doch davon auszugehen, dass die Beschäftigten gesünder sind, als vor ein paar Jahren wäre nach Studienergebnissen ein Trugschluss – so wird eher davon ausgegangen, dass sie häufiger krank zur Arbeit gehen.

Das Verhalten trotz Krankheit zur Arbeit zu gehen, nennt sich Präsentismus. Liegt sogar eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vor, spricht man vom therapeutischen Präsentismus. Abzugrenzen ist Präsentismus vom Verhalten, trotz gesundheitlicher Beeinträchtigungen (z.B. Rückenprobleme) arbeitsfähig beruflichen Tätigkeiten nachzukommen.

Die Folgen von Präsentismus, insbesondere wenn ärztliche Empfehlungen zur Genesung ignoriert werden, reichen von langfristiger Schädigung der Gesundheit, Chronifizierung von Krankheiten über Erhöhung der Fehlerhäufigkeit oder erhöhter Unfallgefahr, aufgrund eingeschränkter psychischer/physischer Leistungsfähigkeit. Erscheinen Beschäftigte mit Infektionskranken am Arbeitsplatz besteht sogar das Risiko, Kollegen anzustecken. Die wirtschaftlichen Folgen von Präsentismus sind in verschiedenen Studien untersucht worden. Aufgrund der großen Spanne der errechneten betriebswirtschaftlichen Kosten von 0,6 bis 12 Prozent des jeweiligen individuellen Arbeitsentgelts, kann jedoch nicht von konkreten prozentualen Präsentismuskosten ausgegangen werden.

Um Präsentismus entgegenzuwirken, sind zunächst die Gründe für dieses Verhalten festzustellen. Ursachen können z. B. quantitative Überlastung und wenig sinnstiftende Arbeitstätigkeiten sein; auch hohe Solidarität zu den Kollegen, ein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein und die Angst um den Arbeitsplatz können als Gründe festgestellt werden. So existiert ein Zusammenhang zwischen Arbeitslosenquote und Krankenstand. Ist der Arbeitsmarkt angespannt, besteht unter den Beschäftigten eher die Bereitschaft, krank zur Arbeit zu gehen. Bei guter Konjunktur und niedriger Arbeitslosenquote ist der Effekt umgekehrt. Letztlich ist der Entschluss krank zur Arbeit zu gehen, jedoch das Ergebnis eines individuellen Entscheidungsprozesses, der von vielen personen-, arbeits- und organisationsbezogenen Faktoren abhängig ist. Genau diese Vielzahl an Einflussfaktoren macht die Ursache-Wirkungsanalyse so komplex.

Betriebliches Gesundheitsmanagement zielt auf den Abbau von Belastungen bzw. eine beanspruchungsoptimale Arbeitsgestaltung und die Förderung von Ressourcen. Verhaltenspräventive Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz – als Fähigkeit die eigene Gesundheit zu erhalten und gesundheitlichen Beschwerden wirksam zu begegnen – können als Ansatzpunkt zum Umgang mit Präsentismus betrachtet werden. Gerade in Zeiten ständiger Erreichbarkeit sowie hohem Termin- und Leistungsdruck gilt es die eigenen Grenzen zu kennen, um langfristig die Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu erhalten. BGM-Interventionen wie Gesundheitscoaching, Achtsamkeitsseminare und Workshops zur Gesundheitsthemen können die individuelle Gesundheitskompetenz fördern. Ähnlich positive Effekte auf die Präsentismusprävention weisen Maßnahmen zur Förderung einer wertschätzenden, sicheren und gesunden Unternehmenskultur auf. Generell gilt, dass Betriebe mit funktionierenden BGM Studien zufolge ein deutlich geringeres Präsentismusniveau aufweisen.

Präsentismus ist ein vielschichtiges Konstrukt, dass individuelle Herangehensweisen und Zielsetzungen erfordert.

Wir beraten Sie gerne!

 
Der aktuelle iga-Fakten Report 6 beschäftigt sich ausführlich mit dem Thema Präsentismus. Hier geht’s zum kostenlosen Download:
www.iga-info.de/veroeffentlichungen/igafakten/igafakten-6/